Patent: F. Drevenstedt

Germany 16567

Franz Drevenstedt in Kl. Ammensleben bei Magdeburg.

Neuerung an Revolvern mit horizontal drehender Kammerwalze.

Deutsches Reichspatent No. 16 567 vom 10. März 1881 ab.
(Hiezu Abbildungen Fig. 1 bis 7 der Tafel. )

Bei vorliegender Schusswaffe kann die abgeschossene Kammerwalze durch einen einzigen Griff entfernt und mittelst eines zweiten Griffes durch eine andere gefüllte ersetzt werden

Dieselbe kann eine grössere Anzahl Patronen aufnehmen, als die Walze eines gleich grossen Revolvers gewöhnlicher Art.

Die Construktion ist folgende:

Hinter dem Laufe ist die Kammerwalze d an dem Zapfen des Schlittens e drehbar, und mit dem Schlitten im Gehäuse vor-und rückwärts verschiebbar; der Gehäusedeckel c sichert die Kammerwalze in ihrer Lage an dem Zapfen e.

Die Schlosstheile befinden sich im Zustande der Ruhe in der punktirten Stellung Fig. 1. Die linke Hand hält die Waffe fest; mit der rechten Hand drückt man auf die Feder a; klappt das am Scharnier b drehbare Kammergehäuse c auf, und die Kammerwalze kann ausgehoben, und die neugefüllte wieder an deren Stelle an den Zapfen aufgesetzt werden, wonach das Gehäuse wieder zugeklappt wird.

Um zu schiessen, umfasst man mit der rechten Hand den Kolben, legt den Mittelfinger an den Hebel f und diesen aus der punktirten Lage in die gezeichnete zurück, wodurch die Kammerwalze vorgeschoben und fest gegen den Laufgepresst wird. Der Abzug g, welcher vorher im Innern des Schlosses lag, ist durch die eben beschriebene Bewegung gleichzeitig herausgetreten und es ist zugleich die ganze Stellung des Schlosses arretirt, so dass man eventuell die Hand loslassen kann. Durch einen Druck des Zeigefingers an dem Abzug kann jetzt das Abfeuern geschehen. Nach demselben gehen alle Theile in ihre anfängliche Lage zurück, zugleich dreht sich die Kammerwalze so weit, dass die nächste Patrone in die Richtung des Laufes kommt.

Der Schlitten e, Fig. 1, wird im Zustande der Ruhe durch die Schraubenfeder h so weit zurückgezogen, dass er mit seiner hinteren Fläche gegen die Wand k anliegt. Der Hebel f trägt den geschlitzten Kopf I und den Keil m; er dreht sich um den Bolzen n, welcher in die Wangen des Schlosses eingeschraubt ist. Im Schlitze des Kopfes ist der Abzug g gelagert, welcher den Sicherungsstift o trägt.

Unter dem Laufe ist der Hammer p mit der Schlagfeder q angebracht.

Auf dem Schlitten, welcher behufs leichteren Auseinandernehmens des Schlosses zweitheilig ist, (Fig. 2) sitzt, um einen vertikalen Zapfen drehbar, die Kammerwalze d, Fig. 1 und 4.

Die Kammern haben vorn einen kurzen Konus, welcher in den Lauf eingreift, und sind konisch gebohrt.

Von diesen Kammern werden Patronen mit Lefaucheuxzündung aufgenommen, deren Stift jedoch dicht hinter dem Geschosse sich befindet und bei eingesteckter Patrone in einen hackenförmigen Schlitz der Kammer fällt, und somit die Patrone vor dem Herausfallen sichert

Am Laufe befindet sich ein Stift u, Fig. 5, 6 und 7, welcher, sobald der Kammerverschluss hergestellt ist, den Theil des Schlitzes in der Patronenkammer schliesst, welcher durch den Lauf nicht gedeckt werden kann.

Um das Schloss zu spannen, zieht man den Hebel f mit dem Mittelfinger zurück. Der Kopf des Hebels drückt gegen den Schlitten e und schiebt ihn vor, bis sich der Keil m des Hebels zwischen den Schlitten und die Wand k legt, und den chlitten vor dem Rückstoss sichert. Inzwischen ist auch der Abzug aus dem Schlossgehäuse herausgetreten, hat den Hammer p gefasst und hält ihn gespannt. Zugleich hat der Abzug den Sicherungsstift o durch den Hebel f und die Wand k geschoben, und verhindert dadurch das Zurückgehen der Schlosstheile. Die Nase des Abzuges drückt gegen den Ansatz an der Spitze des Hammers, und es bedarf nur eines leisen Druckes auf den Abzug, um die Waffe abzufeuern.

In die Nuthen ss¹…. und tt¹…. Fig. 4 in der Oberfläche der Kammerwalze greift der an einer Feder sitzende Stift r, Fig. 1, abwechselnd ein, und bewirkt die Drehung des Magazins in folgender Weise:

Die Nuthen ss¹…. sind nach innen tiefer eingeschnitten als nach dem äusseren Rande, die Nuthen tt¹…., dagegen am äusseren Rande tiefer als innen. An den Stellen, wo die Nuthen in einander übergehen, entstehen somit Höhenabsätze.

Im Zustande der Ruhe steht der Stift r an der inneren Kante in der Nuth s; wird die Kammerwalze gegen den Lauf bewegt, so gleitet der Stift in der Nuth s, welche radial läuft, entlang und verhindert dadurch jede willkürliche Drehung der Walze. Ist die Waffe abgeschossen und geht der Schlitten mit der Kammerwalze zurück, so gleitet der Stift jetzt in der schrägstehenden Nuth entlang, bewirkt dadurch eine selbstthätige Drehung des Magazins so weit, dass die nächsten Patrone vor dem Lauf zu stehen kommt und springt dann in die nächststehende Nuth t¹ ein.

Diese Construktion bietet, wie wir gleich oben bemerkten, ein dankbares Material für Verbesserungen, an und für sich kann dieselbe jedoch der gewöhnlichen Revolverconstruktion keine Conkurrenz machen. Abgesehen davon, dass hier eine Patrone im heutigen Sinne des Wortes nicht zur Anwendung kommen kann, und die Nuthen der Kammerwalze und das richtige Anschliessen derselben an den Lauf sehr schnelle Abnützung erwarten lassen, ist doch nicht zu hoffen, dass Jemand einen Revolver vorziehen wird, bei welchem er, um zu schiesen zweimal drücken müsste. Dieser Umstand hat um so grössere Bedeutung, als hier früher der Mittelfinger zu drücken hat, und erst wenn sein Druck verrichtet ist, der Zeigefinger an die Reihe kommt, welche Griffe der Bequemlichkeit doch sehr wenig entsprechen. Wie wir erfahren, befasst sich auch der Erfinder selbst gegenwärtig mit einer radikalen Umänderung dieses vielversprechenden Systemes.