Patent: Daniel Baird Wesson

Germany 5496

PATENTSCHRIFT

1878. — Nº 5496 — Klasse 72.

DANIEL BAIRD WESSON in SPRINGFIELD (Mass., V. S. A.).

Neuerungen an Gewehren mit drehbarem Kammerecylinder.

Patentirt im Deutschen Reiche vom 26. November 1878 ab.

Die Gewehre mit drehbarem Kammercylinder haben den Nachtheil, dafs die Pulvergase bei der Explosion entweichen, wodurch die Per-cussionskraft des Geschosses beträchtlich ver-mindert wird.

Diesen Nachtheil zu vermeiden, stellt der Erfinder bei einem solchen Gewehr zwischen Trommelstirn und Gewehrlauf eine vollständig gasabsperrende Liderung dadurch her, dafs er eine besondere Art Patronen für diesen Zweck anwendet.

In der Zeichnung stellt A den Gewehrlauf, B die drehbare Trommel des Gewehres, und D das Gehäuse mit dem Stück. A¹ dar. Die Trommel dreht sich um einen Bolzen x, wel-cher an dem vorderen Ende des Stückes A¹ eingeschoben ist und herausgenommen werden kann.

Die Trommel kann in der gewöhnlichen Weise durch an dem hinteren Ende angebrachte Schalt-zähne, durch eine Klinke m, welche drehbar an dem unteren vorstehenden Ansatz des Hahnes angebracht ist, geschaltet werden. Die Trommel ist beträchtlich kürzer als die Oeffnung des Gehäuses, in welcher sie sich dreht, t, Fig. 2 und 3.

In dem oberen Theil des Gehäuses, axial zur Bohrung des Laufes, befindet sich eine Bohrung, in welche sich ein darin frei bewegliches Stück a legt, welches der Erfinder »beweglicher Blocks« nennt. Das vordere Ende desselben ist unten mit einem Haken a¹, Fig. ı und 6, versehen. An diesem beweglichen Block a sind die Seitenstücke c, welche scharnierartig mit den Theilen b verbunden sind, drehbar angebracht. Die Theile b drehen sich um den im Gehäuse D fest eingesetzten Bolzen c¹, so dafs sie in einer verticalen Ebene oscilliren können. Das untere Ende von 5 besitzt einen Ansatz, welcher in einen im Hahn ausgebohrten Einschnitt n, Fig. 4 und 6, eingreift, Beim Aufziehen des Hahnes wird das mit den Seitenstücken c verbundene Ende der Theile b herabbewegt, wodurch der bewegliche Block a gleichzeitig ein wenig zurtickgebracht wird, während beim Vorschnellen des Hahnes der Block a vorwärtsgeht. Letzterer ist von solcher Länge, dafs sein vorderes Ende, wenn der Hahn ganz vorgefallen ist, ein wenig über die Fläche der Verschlufsplatte vor-steht, Fig. 1; bei gänzlich aufgezogenem Hahn aber steht die vordere Endfläche des Blockes a ein wenig gegen die Verschlufsplatte H zurück.

Der Zündstift e, welcher mit einer gewöhnlichen Feder und Hemmung versehen ist, durchdringt den Block a, und sein hinteres, zwischen den Theilen b befindliches Ende ragt über a hervor, so dafs es von der als Schlagfläche dienenden Kante des Hahnes bei dem Vorgehen desselben erreicht wird, Fig. 4.

An der Seite des Hahnes C befindet sich eine Aussparung s, Fig. 4 ünd 6, in welche ein Stift f¹, Fig. 8, der an der inneren Seite eines Bolzens f angebracht ist, eingreift. Letzterer gleitet axial in einer Aussparung des Gehäuses in der Weise, dafs der Bolzen f beim Vorschnellen des Hahnes vor-und beim Aufziehen desselben zurückgezogen wird. Der Bolzen f besitzt eine solche Länge, dafs das vordere Ende desselben bei gänzlich aufgezogenem Hahn fast in die Verticalebene der Verschlufsplatte-und bei gänzlich vorgefallenem Hahn, .d. h. beim Treffen des Zündstiftes e, in die Nähe der hinteren Fläche der Trommel zu liegen kommt, Fig. ı, 2 und 3.

Das Magazin Z, Fig. 4, ist unter dem Laufe angeordnet und mit einer gewöhnlichen Feder F², einem Kolben F und beweglichen Schieber E¹ versehen. Letzterer umfafst das ganze Magazin E, Fig. 5, und läfst sich über demselben in der Weise vorschieben, dafs er in jeder beliebigen Lage erhalten werden kann.

Den Kolben F versieht der Erfinder mit einer ringförmig eingedrehten Schulter O, in welche sich die Nase der an der inneren Fläche des beweglichen Schiebers E¹ befestigten Feder s¹ so einlegt, dafs der Kolben beim Verschieben des Schiebers durch die Nase in gleicher Rich-tung bewegt und die Spiralfeder E² dadurch zusammengedrückt wird.

Bei diesem Gewehr kommt eine Patrone zur Anwendung, deren Hülse länger als die drehbare Trommel ist, und welche fast die gleiche Länge besitzt, wie der Raum zwischen den

Stirnwänden des Gehäuses, welcher die Trommel aufnimmt. Das Geschofs ist auf seiner ganzen Länge von der Patronenhülse umgeben, und der Patronenboden hat den gleichen Durchmesser, wie die Hülse selbst, so dafs die Patronen durch die Kammern der Trommel ganz durchgehen können. Die Patrone ist an ihrem Boden mit einer ringförmigen Nuth versehen, um durch einen in letztere eingreifenden Haken während des Abfeuerns in ihrer Lage erhalten zu werden.

Anstatt für das Magazin nur ein einziges Rohr Z anzuwenden, sind in diesem Falle drei parallel neben einander laufende Röhren vorhanden.

Das Laden und Abfeuern des Gewehres geschieht in folgender Weise:

Die Patronen werden vorn von der Seite des Laufes aus in die Kammern der Trommel eingelegt. Nachdem die erste Patrone eingeschoben ist, wird die Trommel ein wenig gedreht, um die nächste Kammer mit einer zweiten zu versehen u. s. f., bis alle Kammern je eine Patrone enthalten. Bei jeder theilweisen Drehung der Trommel nimmt jede Patrone eine solche Lage in der Kammer ein, dafs die ringförmige Nuth von dem Haken a¹ des Blockes a unterfafst und die Patrone zur Abfeuerung richtig gelagert wird.

Während des Ladens der Trommel ist der Hahn halb gespannt. Wird derselbe nun ganz aufgezogen, so gehen die Seitenstücke c und. Theile b, Fig. ı, herunter, und dadurch wird der bewegliche Block a um so viel zurückbewegt, dafs sein vorderes Ende etwas gegen die Fläche der Verschlufsplatte H zurücksteht; gleichzeitig wird der Bolzen f, Fig. 8, durch den Hahn zurückbewegt.

Während der Hahn durch den Abzug vorgelassen wird, bewegen sich die Theile b und c sehr rasch aufwärts, wodurch der bewegliche Block a gezwungen wird, sich ebenfalls vorwärts zu be wegen. In demselben Moment wird die Patrone in der Kammer so weit vorgeschoben, dafs sie noch in den hinteren Theil der Bohrung des Laufes gelangt. Auf diese Weise wird eine voll-kommene Dichtung zwischen dem hinteren Ende des Laufes und der Stirnfläche der Trommel hergestellt, so dafs keine durch die Entzündung der Patrone entstehenden Pulvergase entweichen können.

Beim zweiten vollständigen Aufziehen des Hahnes wird der bewegliche Block a wieder zurückgezogen, welcher vermittelst seines Ha-kens a¹ die leeren Patronenhülsen in ihre ur-sprüngliche Lage in der Bohrung bringt. Da-durch kann die Trommel mit der Hand oder. durch eine Klinke m wieder gedreht und die nächste Patrone conaxial zur Seelenaxe ge-bracht werden. Der vordere Theil der Pa-trone, deren Nuth vom Haken a¹ des Blockes a, unterfafst ist, wird beim Vorfallen des Hahnes in die Bohrung des Gewehrlaufes eingeschoben, so dafs die Dichtung zwischen Trommel und Gewehrlauf und ein vollständiger Gasabschlufs hergestellt ist.

Beim dritten vollständigen Aufziehen des Hahnes wird die leere zweite Patronenhülse durch den Haken a¹ zurückgebracht, und die Trommel kann wieder wie vorher gedreht wer-den. Durch die letztere Bewegung der Trom-mel aber kommt die erste leere Patronenhülse unmittelbar vor den Bolzen f zu liegen, so dafs derselbe durch den heftigen Stofs, welchen der Hahn beim Entzünden der Patrone auf ihn aus-übt, die erste leere Patronenhülse an dem vor-deren Ende der Kammer aus der Kammer hin-auswirft, Durch die einfache Bewegung des Hahnes beim Aufziehen und Vorfallen kann das Abfeuern in schneller Reihenfolge fortgesetzt und die leere Patronenhülse so lange ausge-worfen werden, als Patronen in der Trommel vorhanden sind.

Sollen mehr Schüsse abgefeuert werden, als Patronen in die Trommel eingelegt werden können, so schiebt man den unter dem Laufe angebrachten Schieber E¹, welcher gleichzeitig den Kolben F in seiner Bewegung mitnimmt, vorwärts. Alsdann können so viel Patronen als nöthig in die Röhren eingelegt und das ganze Magazin gefüllt werden. Die Richtung der Röhren L des Magazins fällt mit den entsprechenden Kammern der Trommel genau zusammen.

Ist sowohl das Magazin als auch die Trommel mit Patronen gefüllt, so können die im Magazin befindlichen Patronen erst dann in die Kammern der Trommel gelangen, wenn die erste leere Kammer in eine Linie mit dem ersten Rohr L des Magazins zu stehen kommt.

Das aus einer Reihe von Röhren bestehende Magazin kann so angeordnet werden, dal es die gewünschte Anzahl Patronen aufzunehmen vermag. Bei mit Patronen gefüllter Trommel und Magazin kann das rasche Abfeuern der Geschosse durch die einfache Bewegung des Hahnes so lange fortgesetzt werden, als noch Patronen im Magazin vorhanden sind.

Patent-Ansprüche:

1. Bei dem oben beschriebenen und durch die Zeichnungen dargestellten Gewehr mit drehbarer Trommel ein beweglicher Block a, welcher hinter der . Trommel im Gehäuse angeordnet ist und vermittelst dessen der vordere Theil der Patrone in den Lauf eingeschoben und dadurch eine gasabsperrende Liderung zwischen dem hinteren Ende des Laufes und der. vorderen Fläche der Trommel hergestellt wird.

2. Ein Gewehr mit beweglicher Trommel, bei welchem die Patronen während ihrer Entzündung in eine solche Lage vorgeschoben werden, dais sie eine Dichtung zwischen der Trommel und dem Gewehrlauf herstellen, im wesentlichen wie oben beschrieben.

3. Der oben im wesentlichen beschriebene bewegliche Block a mit dem Haken a¹, in Verbindung mit der mit Kammern versehenen Trommel.

4. Bei einem Gewehr mit Kammertrommel die Combination der drehbaren Trommel mit einem Magazin aus zwei oder mehreren Röhren, wovon jede mit einer Feder versehen ist, um das Einbringen der Patronen in die Kammern der Trommel zu bewirken.

5. Bei einem Magazingewehr die Combination des Schiebers E¹ und des Rohres L mit dem Kolben F und einer Hemmfeder s, im wesentlichen und für den Zweck wie oben er-läutert