Patent: E. Giehrl

Germany 45570

PATENTSCHRIFT

— Nº 45570 —

KLASSE 72: Schusswaffen und Geschosse.

EDUARD GIEHRL in WALDSASSEN (Bayern).

Revolverschlofs.

Patentirt, im Deutschen Reiche vom 24. April 1888 ab.

Die nachstehend beschriebene, in Fig. 1 bis 5 dargestellte Erfindung bezweckt, hauptsächlich die Treffsicherheit und Schufsweite bei Revolvern dadurch zu erhöhen, dafs die Patrone wie beim Hinterladegewehr im Lauf selbst abgeschossen wird, während bisher durch den Uebergang der Kugel aus der Walze in den Lauf beim Abfeuern ein Stofs verursacht wurde, der das Treffen des Zieles bedeutend erschwerte. Aufserdem entweicht durch den Zwischenraum, welcher selbst bei gut gearbeiteten Waflen zwischen Walze und Lauf besteht, ca. 1/5 der Explosionsgase, wodurch die Triebkraft derselben nicht unerheblich vermindert wird. Zur Aufnahme der Patrone dient nicht, wie sonst üblich, eine durchbohrte Walze, sondern ein Flügelrad B, dessen radiale Flügel dem Patronendurchmesser entsprechend gestaltet sind und welches um einen Stift s drehbar ist. Dieses Flügelrad ist in einer aus zwei Theilen bestehenden Trommel C eingeschlossen, deren beide Hälften schwalbenschwanzförmig in das Revolvergehäuse D eingelassen und durch Herausziehen leicht auseinandernehmbar sind. Das Flügelrad wird in bekannter Weise durch eine mit dem Abdrücker g verbundene Feder u, die in ein an dem Flügelrad befindliches Sperrrad r eingreift, gedreht, so dafs nach jedem Schufs eine neue Patrone hinter den Lauf befördert wird. Die Trommel C besitzt eine rechteckige Oefinung o, durch welche die Patronen eingelegt werden. Um ein Wieder-herausfallen der letzteren zu verhindern, ist die Länge von o um ca. 5 mm geringer als diejenige der Patrone. Damit nun gleichwohl diese letzteren bequem eingelegt werden können, ist die Trommel C bei a mit einer Kapsel E verschen, welche einerseits eine federnde Platte e besitzt, die sich beim Einlegen der Patrone zurückschiebt. Zum Abfeuern je eines Schusses braucht man nur zwei Griffe, nämlich das Vorschieben des Verschlusses A und das Abdrücken der Schlagfeder p durch den Drücker g.

Der bereits erwähnte Verschlufs A ist oberhalb des Schlosses verschiebbar und correspondirend mit dem Lauf angebracht und besteht aus einem unten geschlossenen Rohr, in welches der auf der Schlagfeder p sitzende Cylinder v eingeschlossen ist. Der letztere besitzt eine vorspringende Nase a, welche bei Verschiebung in dem Schlitz r, des Rohres A gleitet. Am vorderen Ende endigt v in den Zündstift z. Der Verschlufs A ist beiderseits geschlossen und besitzt an seiner Vorderfläche eine das Heraustreten des Zündstiftes gestattende Oeffnung x, während derselbe an seinem hinteren Theil einen Ansatz m ırägt. Die Einrichtung des Schlosses ist folgende: In dem Gehäuse desselben befindet sich ein um einen Zapfen t drehbarer Hebel l, welcher durch eine nach aufwärts wirkende Feder k während der Ruhelage in der in Fig. 2 gezeichneten Stellung erhalten wird. Aufserdem ist in dem Gehäuse noch eine auf den Ansatz m drückende Feder angebracht, welche den Verschlufs in der in Fig. 2 gezeichneten Ruhelage erhält. Mit dem Abdrücker g sind aufser der Feder u noch zwei Hebel h und n verbunden, deren Function aus der nachstehend. beschriebenen Handhabung des Revolvers beim Gebrauch hervorgeht.

Es wird beim Abfeuern eines Schusses zunächst mit Hülfe des Griffes q und unter Ueberwindung des von den Federn i und k ausgeübten Druckes der Verschlufs A in die in Fig. 1 gezeichnete Stellung und dadurch die vor dem Verschlufs in dem Flügelrad liegende Patrone in den Lauf geschoben. Da die Nase a hierbei an dem oberen Ende des Hebels h ansteht, so wird der Cylinder v verhindert, die Verschiebung mitzumachen und infolge dessen die Schlagfeder p selbstthätig gespannt, Fig. 1. Ist dies geschehen, so wird abgedrückt und nehmen infolge der Drehung des Abdrückers die mit demselben verbundenen Theile h und n die in Fig. 1 punktirt angegebene Stellung ein. Dabei tritt zunächst das obere Ende von h aufser Eingriff mit der Nase a, die Arretirung des Cylinders v bezw. des Zündstiftes wird dadurch aufgehoben und derselbe wird durch die Feder p gegen die Patrone vorgeschnellt und die letztere im Lauf abgefeuert. Gleichzeitig wird der Hebel n gehoben, so dafs er gegen das eine Ende des Hebels l drückt und diesen dadurch unter Ueberwindung der Feder k um den Zapfen t drehr, so dafs die Arretirung des Ansatzes m und damit des Verschlusses A ebenfalls aufhört und der letztere durch die Feder i wieder in die zuerst innegehabte Stellung, Fig. 2, zurückgeschnellt wir. Um die Patronenhülse n nach dem Abfeuern wieder aus dem Lauf in das Flügelrad zurückzubefördern, ist der Verschlufs am vorderen Ende mit einer Feder f, dem Patronenzieher, versehen, welche in vorgeschobener Stellung mit dem Häkchen f, über den Rand der Hülse n greift und diese beim Zurückschieben des Verschlusses mitnimmt Durch die Oeffnung o fallen bei Drehung des Flügelrades die abgeschossenen Patronenhülsen, welche von geringerer Länge sind als o, von selbst heraus. Es kann angeblich mit dem oben beschriebenen Revolver auf 300 Schritte noch sicher geschossen werden, und ist als Hauptvortheil noch hervorzuheben, dafs das Einschieben einer Patrone in das Flügelrad jederzeit während des Schiefsens geschehen kann; aufserdem können aber auch durch Auseinandernehmen der Trommel C gleichzeitig sechs Patronen eingelegt werden.

Patent-Anspruch:

Ein Revolverschlofs, mit Hülfe dessen das Abfeuern der Patrone im Lauf erfolgt, gekennzeichnet durch die Anordnung des am äufseren Umfange offenen Flügelrades. B, welches von einer auseinandernehmbaren, mit Oeffnung o versehenen Trommel C umgeben ist, in welch letztere das Einlegen der Patrone vermittelst der mit federnder Platte e versehenen Kapsel E erfolgt, in Verbindung mit einem oberhalb des Schlosses verschiebbaren,. cylindrisch durchbohrten Verschlusse A, in welchen die das Vorschnellen des Zündstiftes bewirkende Schlagfeder p eingeschlossen ist und der eine das Zurückziehen der abgeschossenen Patronenhülse im Lauf bewirkende, mit hakenförmigem Ende f₁ versehene Feder f trägt.