Germany 41320
PATENTSCHRIFT
— Nº 41320 —
KLASSE 72: Schusswaffen und Geschosse.
FERDINAND PRAUNEGGER in GRAZ.
Vorrichtung zum selbstthätigen Auswerfen der Patronenhülsen bei Revolvern.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 19. November 1886 ab.
In beiliegender Zeichnung ist ein Revolver in Fig. 1 in Längenansicht und theilweise im Schnitt dargestellt.
Fig. 2 zeigt das Auswerferhebelsystem in Ansicht,
Fig. 3 dasselbe in ausgelöstem Zustande,
Fig. 4 ist ein Schnitt nach der Linie x-x in Fig. 1,
Fig. 5 ein Schnitt nach der Linie y-y in Fig. 6, die Stellung des Auswerferhebels zeigend.
Die Fig. 6 und 7 zeigen die Trommel mit dem Auswerferhebel, von. der Ladeseite aus gesehen.
Die Fig. 8 und 9 zeigen Details.
Fig. 10 ist eine Rückansicht des Revolvers,
Fig. 11 zeigt die Trommel sammt Lauf in V.orderansicht,
dFig. 12 eine Ansicht der Gehäusedeckplatte und
Fig. 13 einen Schnitt nach der Linie z-z in Fig. 12.
Fig. 14 ist eine innere Ansicht des Gehäuses sammt Deckplatte bei entferntem Schlofsmechanismus und Schafttheil.
Fig. 15 zeigt eine perspectivische Ansicht der inneren Seite der Deckplatte.
Fig. 16 ist ein Schnitt nach der Linie z¹-z¹ in Fig. 14.
Der Lauf A, Fig. ı und ı4, ist mit der Stolsbodenplatte a und dem Schlofsgehäuse a¹ sowie mit den beiden Schienen a² a³ des Schaftes B durch die beiden Stege a⁴ a⁵, Fig. 2, zu einem Stücke vereinigt.
Unterhalb des Laufes A ist die Trommelachse b eingeschoben, welche mit ihrem Ende in der Stofsbodenplatte a lagert.
Das Herausfallen der Trommelachse b verhindert ein in dieselbe eingeschobener Entladestock b¹, Fig. 1 und 14, welcher durch das Gelenkstück b² um eine Schraube drehbar gemacht ist.
Die Bewegung der Trommel C durch den Trommelhebel c, sowie das automatische Spannen des Hammers D durch einen Druck auf den Abzug E bilden keinen Gegenstand derErfindung, und functioniren diese Theile wie bekannt.
Der Vollständigkeit halber sind jedoch der Hebel c, welcher die Trommel C bewegt und mit dem Abzug E in Verbindung steht, sowie der Hebel c¹, welcher in den Trommelhebel c eingreift und das Zurückdrücken des Abzuges und das Rückspringen des Hammers nach Abgabe des Schusses veranlafst, in Fig. 1 punktirt eingezeichnet.
Zum Zwecke des automatischen Auswerfens der Patronenhülsen dient ein in der rechten Gehäusewand gelagertes und in Fig. 2 dargestelltes Hebelwerk, welches beim Abfeuern durch das Vorschnellen des Hammers bethätigt wird.
Zur Berhätigung dieses Hebelwerkes trägt der Hammer D unten auf der rechten Seite der Hammerscheibe, Fig. g, einen Stifr d, welcher beim Vorschnellen des Hammers an den Arm e, Fig. 2, des um e¹ drehbar gelagerten Winkelhebels F schlägt. Dadurch wird der Arm e nach rückwärts und der Arm e² dieses Hebels nach vorwärts bewegt, und da der Arm e² sich gegen den Zapfen f des um f¹ drehbaren Patronenzieherhebels G, Fig. 2, 6 und 8, lehnt, so wird sich der untere Arm f² des Hebels G um seinen Drehpunkt f¹ nach vorn und der obere Arm f³, dessen Ende f⁴ hakenartig geformt ist und den Patronenzieherkopf bildet, nach rückwärts bewegen.
Um dieses Hebelende f⁴ mit dem Wulste, Fig. 8, der Patronen jeweilig in Verbindung bringen zu können, reicht dasselbe durch einen in der Stofsplatte a angebrachten Schlitz hindurch in eine am hinteren Ende der Trommel C angebrachte, zur Achse concentrische, ring-förmige Nuth g, Fig. 1, 6 und 7.
Diese Nuth reicht bis an die Patronenlager, so dafs ein in die Nuth hineinragender Theil des Wulstes einer jeder Patrone genügend weit frei wird, um von dem hakenförmigen Kopfe f⁴ des Patronenziehers erfafst werden zu können. Das in die Nuth g hineinragende Ende f⁴ des Hebels G wird durch eine auf den Hebel G einwirkende Feder f⁶ beständig in diese Nuth hineingedrückt.
Die Stellung des Patronenzieherkopfes f⁴ ist so gewählt, dafs jedesmal, wenn eine Patrone durch Weiterdrehung der Trommel hinter die Laufbohrung gebracht wird, sich der Patronenzieherkopf hinter den Wulst jener Patrone einlegt, welche von der Laufbohrung zunächst rechts zu stehen kommt.
Bei dieser Stellung des Patronenzieherkopfes wird die Patrone a, Fig. 6, beim Vorwärtsschnellen des Hammers behufs Abgabe des Schusses durch Einwirkung des Hebels F auf den Patronenzieherhebel G aus dem Laderaum geschleudert, zu welchem Ende die Stofsplatte a entsprechend ausgeschnitten ist.
Damit jedoch die ausgeworfene Patrone nicht gegen den zielenden Schützen geschleudert wird, trägt der Hammer D rechtsseitlich am Hammerschweif einen Ansatz d¹, Fig. 9 und 10, dessen Seitenfläche schräg verläuft und so eine Ablenkungsfläche für die herausfliegende Patrone bildet.
Um das Herausfallen der vor dem Auswurfausschnitt stehenden Patrone zu verhindern, ist rechts an der Stofsbodenplatte a, Fig. 5 und ı0, eine Klappe j drehbar angeordnet, welche durch eine Feder j¹ in der in Fig. 10 gezeigten Stellung erhalten wird; dieselbe lehnt sich mit dem oberen Theile an die Trommelfläche an und hält durch eine kleine Ueberlappung des Patronenbodens die Patrone in dem Laderaume fest.
Beim Herausschleudern der Patronenhülse weicht die Klappe j, Fig. 5, aus und springt nach dem Entfernen der Patrone sofort wieder in ihre alte Stellung.
Damit beim Abfeuern des ersten Schusses bei vollkommen geladenem Revolver nicht die rechts vor dem Auswurfausschnitt stehende scharfe Patrone ß, Fig. 10, ausgeworfen werde, ist eine Vorrichtung vorhanden, durch welche der Auswerfmechanismus beim ersten Schufs aufser Function gesetzt wird, indem man für den ersten Schufs den Auswerferhebel G aufser Eingriff mit dieser Patrone bringt. Zu diesem Zwecke ist innerhalb des Abzugbügels an der rechten Gehäusewand ein Hebel I drehbar gelagert, Fig. 1, 2 und 3.
Drückt man diesen gegen den Arm e des Winkelhebels F sich anlehnenden Hebel I mit dem Zeigefinger nach rückwärts, so wird, wie aus der Zeichnung ersichtlich ist, das obere Ende f⁴ des Hebels G durch Einwirkung der Hebelarme e e² f² aus der Nuth g heraus in das Innere der Stofsplatte a gezogen. Durch Einfallen des Hebels I in die Rast e₃, Fig. 3, des Hebelarmes e wird das Hebelsystem F G in dieser Stellung festgestellt.
Der Austritt des Hebelendes f⁴ aus der Nuth g erfolgt dann, wenn das Hebelende zwischen den zwei in die Nuth g hineinragenden Theilen der Patronenwulste steht, Fig. 7.
Damit für jede Patrone das Einstellen der Trommel in jene Stellung, in welcher das Ausschalten des Patronenziehers stattfindet, leicht vorgenommen werden kann, sind am Umfange der Trommel C Vertiefungen k, Fig. 11 und 12, angebracht, in welche eine unterhalb der Trommel gelagerte Schleifteder k¹, Fig. 1, 7 und 12, einspringt, sobald die Vertiefung dureh Drehen der Trommel mittelst der Hand über die Feder zu stehen kommt.
Wird der Hammer bei ausgeschaltetem Auswerferhebelsystem gespannt (s. punktirte Stellung Fig. 3), so dreht sich die Trommel aus der Stellung in Fig. 7 in jene von Fig. 6, in welcher allein das Abfeuern stattfinden kann. Das Ende f⁴ des Auswerferhebeis G ist hinter den Patronenboden zurückgezogen, Fig. 3.
Der Abzug E, Fig. 3, wurde beim Spannen des Hammers so weit zurückgezogen, dafs der an dem Abzug angebrachte Ansatz l sich an den kurzen Arm l¹ des Hebels I anlehnt. Beim Abfeuern wird durch den Abzug E ein Druck auf den Hebel I ausgeübt, was ein Auslösen dieses Hebels aus der Rast e³ des Winkelhebels F zur Folge hat, so dafs dadurch das Hebelsystem frei wird. Der frei gewordene Hebel G lehnt sich dann mit seinem oberen Ende f⁴ gegen den Patronenboden.
In dem Augenblick, wo der Hammer vorschnelit, bleibt die Einwirkung auf das Auswerferhebelsystem wirkungslos, daher die vor dem Auswerferausschnitte stehende Patrone ß, Fig. 10, in ihrer Kammer verbleibt.
Erst beim nächsten Spannen des Hammers D und beim damit verbundenen Weiterdrehen der Trommel C springt das Ende f⁴ des Hebels G in den Raum zwischen die beiden Patronenwulste in die Nuth g ein, und es gelangt der Patronenzieherkopf selbstthätig in jene Stellung, in welcher das automatische Auswerfen der weiter abgeschossenen Patronenhülsen, wie bereits beschrieben, stattfinden kann.
Auf der linken Seite der. Stofsbodenplatte a befindet sich ein Ladeausschnitt. Derselbe ist durch eine Klappe m, Fig. 5, 10 und 12, theilweise geschlossen, und eine Feder m¹ erhält die Klappe in der in Fig. 10 gezeigten Stellung. Diese Klappe gestattet das Einführen der Patronen in die Kammern, verhindert aber das Herausfallen der Patronen aus denselben. Diese Anordnung ermöglicht, dafs man, nachdem die Füllung der Trommel bis auf die vorletzte Patrone ausgeschossen ist, auf der linken Seite nach jedem nun folgenden Schusse sofort laden kann, während gleichzeitig mit dem Abfeuern rechts das Auswerfen der Hülse erfolgt.
Sollte infolge Platzens der Patronenhülse dieselbe durch den Auswerfer nicht ausgeworfen werden, so kann dieselbe durch den Entladestock b¹ ausgestofsen werden.
Zu diesem Zwecke zieht man den Entladestock aus der Trommelachse b heraus und schwenkt denselben mittelst des Gelenkstückes b² in die Auswerfstellung (Fig. 14 und punktirte Stellung Fig. 11).
Die behufs leichten Zerlegens des Revolvers getroffenen Anordnungen ermöglichen das schnelle Auseinandefnehmen sämmtlicher Bestandtheile ohne Hülfe eines Werkzeuges.
Zu diesem Zwecke schraubt man die Schraube n, Fig. ı, am Abzugbügel K los und hebt den Abzugbügel ab, welcher mittelst eines Hakens n¹ in das Gehäuse greift.
Durch Entfernen des Abzugbügels wird die Gehäusedeckplatte L, Fig. 5, 12, 13, 14, 15 und 16, frei, welche in das Gehäuse mit den Lappen o o eingeschoben und durch Einlegen der Nase o¹ des Abzugbügels in den Haken o² der Platte L, Fig. 13 und ı5, gehalten wird.
Beim Abheben der Deckplatte L entfernt sich diese aus dem im linken Schafttheil M eingesetzten, als Verschluls wirkenden Plättchen p, Fig. 12, 13 und 14, worauf der linke Schafttheil aus dem unteren Verschlufs p¹, Fig. 1 und 10, gehoben werden kann.
Um die Schlagfeder N, Fig. 1, ohne Werkzeug leicht herausnehmen zu können, ist zwischen den beiden Federschenkeln ein Excenter q, Fig. 4, drehbar angebracht, der normal so steht, dafs er mit seiner Breitseite q¹ die Federschenkel aus einander drückt. Behufs Herausnahme der Feder braucht man den Excenter blos um ca. 90° zu drehen; es gelangt dadurch seine schmale Seite zwischen die Federschenkel, worauf sich die Feder und alle Schlofstheile leicht herausnehmen lassen.
Behufs Herausnahme der Trommel C zieht man zuerst den Entladestöck b¹ aus der Achse b und entfernt dann die letztere, worauf die Trommel nach Entfernung des Hebels G aus der Nuth g herausgenommen werden kann.
Patent-Ansprüche:
1. Rei einem Revolver ein im Schlofsgehäuse gelagerter, um eine waagerechte Achse drehbarer Auswerferhebel G, welcher durch eine Feder in bestimmter Lage gehalten wird und einen seitlichen, sich vor den Patronenwulst legenden Ansatz f⁴ besitzt, wobei ein beim Abfeuern durch einen auf der Hammerscheibe angebrachten Stift d bewegter Winkelhebel F den Auswerfer-hebel G so mitnimmt, dafs der Ansatz f⁴ die Patrone, vor deren Wulst er angreift, auswirft.
2. Bei einem Revolver der unter 1. angegebenen Einrichtung:
a) zum Zwecke, das Herausfallen von Patronen durch die Auswerföffnung der Stofsplatte zu verhindern, ohne dafs dadurch das Auswerfen behindert werde, ein Hebel j, welcher mit seinem kreisbogenförmigen Rand den Rand der Auswerföffnung in geringer Breite überdeckt und durch eine Feder mit geringem Drucke in seiner Lage gehalten wird;
b) zum Zwecke rascheren Ladens und um die bequeme Verwendung der Waffe als Einzellader zu ermöglichen, die Anbringung eines dem als Ladeausschnitt verwendbaren Auswerfausschnitt gleichen verschlossenen Ladeausschnittes links vom Laufe;
c) zum Zwecke, bei Beginn des Feuers aus der vollständig geladenen Walze das Auswerfen einer scharfen Patrone zu verhindern, eine Schnappfeder k¹, welche durch Eingriff in die Kerben k der Trommel diese letztere in solcher Stellung festhält, dafs der Ansatz f⁴ des Hebels G zwischen zwei in die Nuth g vorspringende Patronenwulste zu stehen kommt, in Verbindung mit einem hinter dem Drücker angebrachten Sperrhebel I, welcher, sobald er zurückgezogen wird, den zum Bewegen des Hebels G dienen-den Winkelhebel F so verstellt, dafs der Ansatz f⁴ aus der Ringnuth g zurücktritt, und welcher Sperrhebel dabei in eine Rast e³ des Hebels F einfällt, aus welcher ein Ansatz l des Drückers E ihn beim ersten Schusse auslöst.