Patent: J. E. Turbiaux

Germany 21929

PATENTSCHRIFT

— Nº 21929 —

KLASSE 72: Schusswaffen und Grschösse.

JACQUES EDMOND TURBIAUX in PARIS.

Revolver mit normal zur Laufachse stehender Walzenachse.

Patentirt im Deutschen Reiche vom 26. August 1882 ab.

Es ist allgemein bekannt, wie unbequem die bisherigen Revolver in der Hand zu halten sind, und dafs mit denselben nur eine beschränkte Anzahl von Schüssen abgegeben werden kann.

Es geht hieraus hervor, dafs eine solche Waffe für die im Vertheidigungszustande sich befindende Person eine Gefahr werden kann, denn wenn der Gegner die Hand der betreffenden Person erfafst, kann er derselben die Waffe um so leichter entwinden, als sie nur mit zwei Fingern erfafst gehalten werden kann.

Wenn man, um diesen Uebelständen abzuhelfen, einen Revolver herstellt, der sich gut mit der Hand fassen läfst, so erhält man zu großse ‚und störende Dimensionen, welche es verhindern, den Revolver z, B. in der Tasche eines Ueberziehers oder Rockes zu tragen.

Ich vermeide alle diese Uebelstände durch mein auf beiliegender Zeichnung dargestelltes Revolversystem. Mein Revolver unterscheidet sich sowohl durch seine Form, als auch durch seine Einfachheit sehr von allen bisher bekannt gewordenen.

Sein Umfang ist nicht viel gröfßser als der einer gröfseren Taschenuhr. Ich habe als Beispiel einen Revolver für zehn Schufs mit centraler Percussionszündung und gezogenem Lauf dargestellt, der ım Vergleich zu seinem sehr knappen Umfang sehr weit trägt. Ich bemerke hier gleich, dafs die Anzahl der abzugebenden Schüsse eine ganz beliebige sein kann, und dafs man Patronen mit centraler oder Randzündung dabei anwenden kann.

Meine Waffe läfst sich ebenso leicht wie eine Uhr in die Westentasche stecken, ohne dafs man dadurch genirt wird. Man. kann sie fast ganz mit der geschlossenen Hand überdecken, es kommt dann nur das Ende des Laufes zum. Vorschein.

Auf beiliegender Zeichnung habe ich verschiedene Typen meines Revolversystems dargestellt. a, Fig. 1, ist ein Gehäuse, aus Bronze, Gufßseisen, Stahl oder einem anderen passenden Metall hergestellt. An seinem Umfang trägt dieses Gehäuse zwei Ohren a¹ a¹, welche beim Schufs fiir die Finger der Hand als Stützpunkte dienen.

Durch das Scharnier g¹ ist mit dem Gehäuse a ein Arm g gelenkig verbunden, und auf der Unterseite des Gehäuses a sind in Nuthen Stangen h l verschiebbar. Die Stange h überträgt die Bewegung auf den Schlagstift und die mit der Feder l¹ versehene Stange l die in Fig. 5 und 6 besonders dargestellt ist, er theilt der als Patronenmagazin dienenden Kammerwalze b ihre Drehung, wobei nach jedesmaligem Schufs eine neue Patrone auf den Lauf. einspringt.

Wie aus der Zeichnung hervorgeht, besteht die Stange l aus einem festen Stück, das in einer Nuth des Gehäuses a in der Laufrichtung verschiebbar ist und aus einer Feder l¹, die im geeigneten Augenblick in die Verzahnung e³ der Kammerwalze b einspringt, um diese zu drehen. Nachdem dieses geschehen, und man aufgehört hat auf den Arm g zu drücken, gleitet die Feder über die Verzahnung der Kammerwalze wieder zurück.

Wenn man, beim Erfassen des Gehäuses a, indem man die Finger über die Ohren a¹ legt, auf den Arm g einen Druck. ausübt, so versetzt der mit dem Arm durch einen Bolzen g³ gelenkig verbundene Stöfser h die Nufs j¹ in Drehung, an welcher der Schlagstift j angeordnet ist. Auf einen bestimmten Theil seiner Verschiebung legt sich das vordere Ende i des Stößsers h gegen die Nuß j¹ und läfst den Schlagstift schwingen, In einem bestimmten Augenblick jedoch schlägt das Ende z des Stöfsers von der Nufs j¹ herab, deren Schlagstift j in dem Ring h³ des Gehäuses geführt wird; die bei k” befestigte Feder k erhält jedoch stets ihr Ende k¹ in Berührung mit der Nußs j¹ derart, dafs, sobald der Theil i des Stöfsers aus der Nufskerbe herausgerückt ist, die Feder k den Schlagstift j um den Bolzen der Nufs j¹ nach vorwärts schwingen läfst, so dafs der Schlagstift in die Zündmasse der Patrone hineinstöfst, wodurch der Schufs abgefeuert wird. Wie schon bemerkt, kann die Patrone für centrale oder Randzündung eingerichtet sein. Eine kleine. Feder h¹ bringt den Stöfser h immer wieder in seine alte Position zurück, wenn der Druck auf den Arm g aufhört.

Die drehbare Kammerwalze b, Fig. 3, 4, 7; 8 und 9, kann aus Stahl oder jedem anderen geeigneten Material und ringförmig als abgestumpfter Kegel hergestellt werden. Auf dem Umfang. dieser Kammerwalze sind so viele Ladungsöffnungen e¹ zur Aufnahme von Patronen angebracht, als Raum hierfür vorhanden. Diese von aufsen nach innen hin durchtretenden Bohrungen e¹ sind innen bei e² etwas weiter ausgefräst, um die Patronenränder aufnehmen zu können. Auf der einen Seite der Kammerwalze b befinden sich je zwischen zwei Ladungsöffnungen e¹ schiefe Ebenen e³ e³ nach Art einer Sperrradverzahnung. Diese Verzahnung dient dazu, nach jedem Schufs die Kammerwalze um die Entfernung zweier Ladungsräume e¹ weiter zu drehen, um den folgenden Schufs einzuricken. Dies würde indessen nicht genügen, die Patrone mit dem Lauf genau central liegend zu erhalten, und um .dieses zu ermöglichen, habe ich auf dem Umfang der Kammerwalze zwischen jeden zwei Ladungsräumen V-förmige Kerben angebracht, deren Zweck aus folgendem erhellen wird.

Der erwähnte Arm g ist mit einer Feder g², Fig. 1, versehen, die auf einen Knopf drückt, der an einer an dem Gehäuse a befestigten Feder n sitzt. Dieser Knopf ist unter den Kerben entsprechend keilartig geformt. Wenn Tan nun die in Fig. 1 dargestellte Lage der heile, also die Waffe im Zustande der Ruhe * befindlich voraussetzt, so drückt die Feder g² einfach auf den Knopf, der in der Kerbe der Patronentrommel legt, auf. Sobald man aber anfängt, auf den Arm g zu drücken, so ver-setzt die mit der Feder l¹ versehene Stange l die Kammerwalze in Drehung, indem sie in die Verzahnung e³ e³ hineinfährt. Wegen der V-för-migen Gestalt der Kerben am Umfange der Kammerwalze und der entsprechend keilartigen Form des Knopfes der Feder n wird durch diese Drehung letzterer aus der Kerbe herausgedrückt und er gestattet dann eine Weiterdrehung der Kammerwalze.

In dem Mafse nun, wie man den Arm g andrückt, übt man einen allmälıg verstärkten Druck aus. Während der ersten Periode wird die Kammerwalze um ihre Achse gedreht. Nach dieser Periode nimmt der Widerstand der Feder g² allmälig zu und diese drückt den Knopf der Feder n in die V-förmige Kerbe der Walze, bevor ein Vorschnellen des Schlagstiftes stattfindet, Dies ist wichtig, denn es ist nothwendig, dafs der Ladungsraum der Kammerwalze sich genau vor der Oefinung des Laufes befinde, bevor das Abfeuern erfolgt.

Ich bringe bei a³ an dem Gehäuse a eine Oese an, welche es erlaubt, die Waffe an eine Uhrkette u. s. w. zu hängen.

Nachdem der ganze Mechanismus in dem Gehäuse a zusammengesetzt ist, kann man letzteres mittelst eines Deckels verschliefßsen, der, wie schon erwähnt, um einen Zapfen dreh-bar sein, oder in Nuthen verschoben werden, oder durch Verschraubung befestigt werden kann, die man löst, wenn die Waffe geladen oder revicirt werden soll.

Die Form eines abgestumpften Kegels für die Kammerwalze b ist wesentlich, um sie leicht aus dem Gehäuse herausnehmen zu können; denn wenn die Walze innen und außen vollständig cylindrisch wäre, würde diese Herausnahme schwieriger sein.

Ein Schieber mit Knopf m kann aufsen an dem Gehäuse a als Sicherung angeordnet werden, so dafs, wenn man ihn zurückschiebt, die Function des Armes g aufgehoben wird, auch wenn man einen Druck mit der Hand darauf ausübt.

In Fig. 2 ist eine zweite Form meines Revolvers dargestellt. Dieselbe ist der vorbeschriebenen sehr ähnlich; der einzige Unterschied besteht nur darin, dafs der Drehpunkt des Armes g weiter von dem Gehäuse a entfernt liegt. Aufserdem ist hier der Arm concentrisch zum Umfang des Gehäuses gekrümmt, statt wie im vorigen Fall excentrisch gebogen zu sein. Die Erklärung des übrigen Mechanismus ist hiernach überflüssig.

Fig. 10, 11 und 12 stellen eine dritte Form meines Revolvers dar. Wenngleich hier, ein vollständig verschiedenes Aussehen den vorbeschriebenen Formen gegenüber vorhanden ist, so ist doch die innere Einrichtung ganz ähnlich der erstbeschriebenen und das Prineip auch hier ganz dasselbe. Ich habe die gleichen Buchstaben für die den vorigen Einrichtungen entsprechenden Organe gewählt und unterlasse es deshalb, eine neue Erklärung derselben zu geben; es gilt in dieser Beziehung ganz das Vorhergesagte. Ich füge nur noch hinzu, dafs, wenn man bei den beiden ersteren Einrichtungen die Waffe in der Hand hält, die Finger sich auf die vorgenannten Ohren des Gehäuses, welche ihnen als Stützpunkte dienen, auflegen und man alsdann mit dem Daumenballen einen Drück auf den Arm g ausübt, wohingegen bei dieser letzteren Einrichtung der Stützpunkt an der unteren Partie des Gehäuses liegt, und sich an den Daumenballen anlegt, während die. Finger Sich über die Ohren an der Hülse p legen, die mit einer geringen Reibung auf dem Revolverlauf verschiebbar ist. Zwischen diesem und der Hülse ist eine Schraubenfeder q angeordnet, die, wenn man den Druck der Finger auf die Ohren aufhören läfst, sofort die letzteren mit der Hülse in ihre gewöhnliche Position zurlickschnellt. Stets ist also das nämliche Princip, nur in einer anderen Form verkörpert. In allen Fällen wird der Schufs durch einfaches Schliefsen der Hand abgefeuert.

Die einzelnen Revolvertypen functioniren wie folgt:

Nachdem man den Deckel des Gehäuses, möge er scharnierartig beweglich oder um einen Zapfen drehbar, oder in Nuthen eingelegt sein, geöffnet hat, genügt es, den Revolver so zu halten, dafs die offene Seite des Gehäuses nach unten gekehrt ist. Alsdann fällt die konische Kammerwalze in die darunter liegende Hand hinein. Nun kann man die einzelnen Ladungsöffnungen der Walze von der Innenseite her mit Patronen versehen, und nachdem dies geschehen, legt man die Walze wieder in das Gehäuse ein, verschliefst dasselbe duich den Deckel, schiebt die Sicherung m zurück und nun ist der Revolver schufsfertig.

Man kann die Aufsenflächen dieser Revolver durch Beläge o o, wie in Fig. 1ᵇⁱˢ punktirt angedeutet ist, verzieren; dieselben können aus Holz oder Metall hergestellt, vergoldet, versilbet, vernickelt, gravirt u. s. w. sein.

Patent-Anspruch:

In Verbindung mit der Kammerwalze b und dem Schlagstift j die Nufs j¹, die durch die Feder k beeinflußt wird, der Arm g nebst Feder g², Stöfser h und Stange l mit Feder l¹, sowie die mit dem Knopf versehene Feder n, um durch einfaches Schliefsen der Hand den Schufs abfeuern und eine neue Patrone vor den Lauf führen zu können.